Donnerstag, 29. Oktober 2009

Definitionen von 'Stille'

Geheimnisvoller als die bloße
Abwesenheit von Geräuschen.

Das fragende Schweigen
hinter den Worten.

Die innere Ruhe
in der Mitte des Lärms.

Die Kreise des Kondor
an den Flanken der Anden.

Der Augenblick nach
zersplittertem Glas.

Die Leere auf
einem Blatt Papier.

Der Blick eines
Demenz Kranken.

Die fragende Stille
bei großem Schmerz.

Die Unwissenheit
im Auge des Hurrikans.

Die eisige Lautlosigkeit
einer hellen Polarnacht.

Die Totenstille
über Gräberfeldern.

Die Sprache der Einsamkeit,
nachdem du gegangen bist.


Jorge D.R.

Dienstag, 27. Oktober 2009

Wandlung

Und es kam der Tag,
da das Risiko,
in der Knospe zu verharren,
schmerzlicher wurde
als das Risiko zu blühen.

Anais Nin

Sonntag, 25. Oktober 2009

Ratschläge

Sie sagen,
dass Arbeit Medizin sei.
Sie sagen,
dass Musik aufbaue.
Sie sagen,
dass Lesen beruhige.
Sie sagen,
dass viel Wandern gut tue.
Sie sagen,
dass Beten nicht schade.
Sie sagen,
dass Schlaf wichtig sei.

Ich sage,
mein Traum ist mir wichtiger.

Jorge D.R.

Samstag, 24. Oktober 2009

Über den Begriff der Gegenwart

Und noch einmal für M.

Vor einer Blockhütte in der Nähe von Jasper, Alberta, Canada.
Rocky Mountains. Minus 38 Grad. Windstill. Es ist Mitternacht.
Polarlichter über den ganzen Himmel.
Tausende Sternenschnuppen
zu Sternenstaub verdichtet.
Farben des Glücks
in der Gallerie der Natur.




Einstein sagt:
Nach der Relativitätstheorie bildet die Zeit mit dem Raum eine vierdimensionale Raumzeit, in der die Zeit die Rolle einer Dimension einnimmt. Dabei ist der Begriff der Gegenwart nur in einem einzigen Punkt definierbar.

Augustinus sagt:
(auf die Frage, was Gott gemacht habe, bevor er die Welt erschaffen hat)
Er schuf die Hölle für diejenigen, die solch dumme Fragen stellen.

Unsere Kinder sind ausgeflogen. Auch unsere Tochter. In ihrem sonst leeren Schreibtisch fand ich einen Zettel. Vergessen? Absicht? Ich habe ihn an mein Blackboard geheftet. Auch wenn das Papier schon zerflettert und vergilbt ist, die Buchstaben sind noch klar zu erkennen:
Zahme Vögel träumen von Freiheit.
Wilde Vögel fliegen.


Komm, lass uns weiter fliegen.
Und wenn du müde wirst, trage ich dich.
Versprochen.

Jorge D.R.

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Gemeinsam

Schreib mir deine Gedanken.
Ich werde sie
in Worte fassen,
falls wir sprachlos werden.

Sende mir deine Träume.
Ich will ein Tuch
daraus weben,
damit wir uns verstecken können.

Schick mir deine Zuneigung.
Es soll eine Melodie
daraus werden,
die uns trösten kann.

Komm zu mir.
Gemeinsam wollen wir
die Trauer besiegen.

Jorge D.R.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Isla de Providencia - Steckbrief

81°40' West / 12°30' Nord
Karibikinsel vor der Küste Nicaraguas,
aber zu Kolumbien gehörig;
grüne Kegelberge inmitten
einer türkis schillernden See;
drittgrößtes Korallenriff der Welt;
bevorzugte Sprache:
kreolisch eingefärbtes Englisch;
berühmtester Pirat: Henry Morgan;
heute Zufluchtsort für Aussteiger;
Aktivitäten: rote Krebse beobachten
oder in die Sterne schauen
und an der Playa Manzanillo
auf das Meer hören;
vor einem Besuch der Insel
über René Rebetez lesen;
etwas über Schwarze Magie lernen;
nach San Andrés rüberfliegen und
das Green Moon Festival besuchen;
spätestens vor dem Rückflug:
in der Seaflower Bakery, Old Town,
bei Jean Claude einen Kaffee trinken;

Rhythm is a dancer

Sonntag, 11. Oktober 2009

Adventure

I used to think that going to the jungle made my life an adventure. However, after years of unusual work in exotic places, I realize that it is not how far off I go, or how deep into the forest I walk that gives my life meaning. I see that living life fully is what makes life – anyone’s life, no matter where they do or do not go – an adventure.

Maria Fadiman
Geographer, ethnobotanist and National Geographic Emerging Explorer.

Freitag, 9. Oktober 2009

Dankbarkeit

Für M.

An dem Tag
als der Herbstwind
die zwei Blätter vor sich her trieb
erschrak ich sehr
über das Schweigen
das in mein Bewußtsein kroch.

In der Nacht
als die Nebelschwaden
auf die rote Kaminglut sanken
trauerte ich
über die Kälte
die meine Gedanken zu fesseln begann.

Voller Wut
über die Falten in deinem Gesicht
warf ich Worte gegen die Einsamkeit.

Da bist du aufgewacht
und hast mein Gedicht gehört.

Aus Dankbarkeit
will ich dir
tausend Lachfalten machen.

Jorge D.R.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Tage im Herbst

flughäfen ohne himmel
ein später flieger
auf westkurs
bahnhöfe ohne gleise
ein letzter zug
richtung süden

sommertage flimmern
noch in den augen
aber deine hände sind klamm
sternenstaub zieht
durch die seele
doch deine gedanken frieren

herbstwinde treiben
schatten vor sich her
wirbeln worte
durch's gehirn
als die wolken zerreißen
siehst du deinen weg

Jorge D.R.