Samstag, 31. Dezember 2011

Neujahrsnacht


Ein Traumtuch.

Ein Tuch,
das Grau in Farbe wandelt.
Ein Tuch,
das aus laut leise macht.
Ein Tuch,
das in die Kälte Wärme bringt.
Ein Tuch,
das über die Ferne Nähe spannt.
Ein Tuch,
das sich um die Seele legt.

Ein Traumtuch.

Jorge D.R.

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Fin del Mundo

Als ich ein kleiner Junge war, habe ich vom Ende der Welt gelesen. Ich beschloss, dorthin zu fahren. Im Vorratskeller meiner Oma wollte ich mich mit Proviant eindecken. Dann nichts wie los.

Leider wurde ich schon beim Füllen meines kleinen Rucksacks erwischt. So wurde nichts aus diesem Plan.

Heute, sechzig Jahre danach bin ich in dem Land, wo Pinguine und Vicuñas meine Nachbarn sind. Viele Stunden härtester Schotterpiste liegen hinter uns. Sie haben den Landcruiser durchgeschüttelt und uns dazu. Ab morgen geht es zu Fuß weiter. Schauen wir mal, wie lange bei Opa die Puste noch reicht ;-)

Doch jetzt sitzen wir erst einmal in der kleinen Hütte mit Blick auf den Beagle-Kanal. Müde aber glücklich. Der Holzofen schickt Wärme. Draußen 10° C. Schneefall. Trotz Sommeranfang. Um mich herum Backpacker und Fahrradfahrer. Meist junge Leute, die seit Monaten oder Jahren unterwegs sind. Die vielen Sprachen in gedämpfter Tonlage bilden eine seltsame Melodie. Der Humus für neue Gedichte?

Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Die Wirklichkeit hat die Träume eingeholt. Und dafür bin ich unendlich dankbar.

Wir feiern Heilig Abend und Weihnachten ganz still und einfach, so wie es vor 2011 Jahren ursprünglich gedacht war. Das Jahr werden wir langsam ausklingen lassen. Irgendwo in den Bergen. Unter dem Kreuz des Südens.

Eine freudvolle Weihnachtszeit und einen ruhigen Jahresausklang mit lichterfüllten Träumen für das neue Jahr wünsche ich euch allen.


Feliz Navidad Y Un Próspero Nuevo Año
Jorge D.R.
Ushuaia, Tierra del Fuego


Sonntag, 27. November 2011

Poesie

Warum Poesie?

Aus Verlegenheit.
Um Worte zu haben
für die Risse in der Erinnerung.

Jorge D.R.

Freitag, 18. November 2011

Augenblicke in Amerika

Der Schuhputzer
Ein Einkaufszentrum nennen die Amerikaner Mall. Sie sind manchmal so groß, dass man sich darin verlieren kann.

Sonntag, 13. November 2011

Augenblicke in Amerika

Der Navajo
Gallup, New Mexico. Vor dem Supermarkt spricht mich ein junger Mann wegen unseres Autos an, während meine Frau

Mittwoch, 9. November 2011

Augenblicke in Amerika

Muffins
Die Route 66 war lange Jahre die wichtigste

Dienstag, 8. November 2011

Augenblicke in Amerika

Der Amerikaner
Er heißt Norm, leitet ein Filmstudio mit 360 Mitarbeitern. Hat

Sonntag, 6. November 2011

Augenblicke in Amerika

Freeways
Das Straßensystem in Südkalifornien zwischen Los Angeles und San Diego ist eine erstaunliche Sache. Die Freeways

Donnerstag, 3. November 2011

Augenblicke in Amerika

Die Granny
Wer von euch weiß noch, was eine Zigarettenspitze ist? Mich als Nichtraucher hat so ein Ding immer fasziniert. Aber

Montag, 31. Oktober 2011

Augenblicke in Amerika

Das Eisengitter

Downtown Long Beach, California macht einen guten Eindruck auf uns. Schöne Gebäude, saubere Straßen. Die

Sonntag, 30. Oktober 2011

Augenblicke in Amerika

Meine Tochter
Oklahoma ist -wenn ich recht informiert bin- der ärmste US-Staat. Das Land im

Freitag, 28. Oktober 2011

Augenblicke in Amerika

Das Motorrad
Die amerikanischen "Fress-Ketten" mögen wir nicht und meiden sie - bis auf die Starbuck-Cafés. Wir haben dort

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Herzlichen Dank für eure Kommentare und Emails! Sie bestärken mich in der Erkenntnis, dass

Dienstag, 25. Oktober 2011

Coming Out eines Spätzünders

Was macht man, wenn das Berufsleben zu Ende ist?
( Ja - ich weiß doch - davon träumen die meisten von euch und für diesen einen Zeitpunkt habt ihr tausend Pläne.)
Bei mir war es ein wenig anders. Ich hatte durchaus auch Spaß in meinem Beruf und wenig Zeit zum Pläne schmieden. Als dann das Berufsleben (irgendwie ziemlich plötzlich) zu Ende war, fiel mir mein alter Lehrer wieder ein. "Wenn du nicht immer anderes im Sinne hättest, könnte was aus dir werden." hatte er gesagt. Nun viel ist nicht aus mir geworden, aber "das Andere" reizt mich auch heute noch. Der Zufall half. Ich lernte junge Leute kennen, die mich faszinierten und glatt behaupteten, so einer wie ich könne das auch. Also tat ich es. Nun ist das Haus verkauft, Kinder und Enkelkinder haben sich in alle Welt zerstreut und wir sind ins Hotel gezogen.
Es heißt 1000 Sterne Hotel und sieht so aus:

 TOYOTA Landcruiser HZJ 105

Zwei Quadratmeter teile ich mit einer Frau, von der in diesem Blog schon ab und zu die Rede war:  Die Kanadierin

Da ich zunächst ein paar DM und auch ein paar Euro verdienen musste, habe ich spät mit dieser Art des Reisens angefangen. Zugegeben, andere Leute, die auch so unter-wegs sind, sehen (meist) (einiges) jünger aus als ich. ;-) Und nachts irgendwo in der Pampa weckt mich manchmal das kleinste Geräusch. ( Die Müllabfuhr zu Hause hingegen hat mich immer ruhig schlafen lassen. ) Oder der korrupte Polizist. Oder die Sorge um den nächsten sicheren Übernachtungsplatz.

Es gibt noch mehr Gründe, es nicht zu tun. Aber wir tun es trotzdem:

Wir realisieren unseren Traum.

Weise Sprüche zum Reisen gibt es viele. Uns gefällt dieser hier aus Indien am besten:

"Das Leben ist eine Brücke.
Geh über sie hinweg,
aber baue kein Haus darauf."


Wegen Krankheit mussten wir dann zwei Jahre zu Hause bleiben. Da habe ich mit "dem Dichten" angefangen. Und ihr habt mich ermuntert. Das war schön. Inzwischen bin ich wieder unterwegs. Deshalb wird es in diesem Blog weniger Gedichte geben, aber mehr kleine Reisenotizen. Demnächst geht es damit los, zunächst unter der Rubrik

Augenblicke in Amerika.

So, und jetzt hoffe ich schwer, dass ihr keine treulosen Gesellen seid, sondern auch in Zukunft ab und zu hier herein schaut.

Warm greetings
from
San Diego, California

Jorge D.R.


Sonntag, 16. Oktober 2011

Ode an die Poesie

Du bist wie das Säuseln
von Blättern im Wind.
Mit ein paar Worten
erzählst du ein Leben.

Ich staune über meine
Leidenschaft für dich.
Manchmal bedaure ich,
dich gefunden zu haben.

Du bist das Traumtuch über
den Rissen der Erinnerung.
Mit deinem warmen Schatten
machst du die Zeit langsam.

Ich werde verlegen durch
dein Lächeln ohne Unwege.
Manchmal frage ich mich,
ob ich nicht zu alt bin für dich.

Du bringst Schönheit
in Tage ohne Worte.
Über feste Formen streust du
das Salz der Traurigkeit.

Ich bin so unsicher,
warum du gekommen bist.
Manchmal werde ich wütend,
weil du nicht gehst.

Du bist eine späte Liebe in
meiner technischen Welt.
Zahlen und Linien verwirrst du
durch Wärme und Humor.

Ich frage mich,
wieviel Glück ist versteckt
hinterm Regenbogen in der
anderen Hälfte des Himmels.

Jorge D.R.

Mittwoch, 28. September 2011

Eine Ahnung von Herbst

Das Feuer erloschen
Abendkühle fällt
Wieder geht ein Sommer

Die Fenster geschlossen
Gedanken an damals
Eine Ahnung von Herbst

Das Traumtuch geflickt
Einsamkeit verpacken
Nur noch Worte im Wind

Das Suchen eingestellt
Ruhe bewahren
Die Liebe unter dem Eis

Das Warten geübt
Hoffen lernen
Wirst du zurück kommen?


Jorge D.R.

Inspiriert durch  Claire.delalune.

Freitag, 23. September 2011

Donnerstag, 8. September 2011

Altersweisheit

Auf dem schmalen Grat
zwischen können wollen
und wollen können
konnte ich genug wandeln,
ohne es zu wollen.
Denn das Könnenkönnen
hatte sich nicht einstellen wollen.
Und das Könnenwollen
hatte sich nicht abstellen können.

Weil sich heute Nichtkönnen
und Nichtwollen vertragen,
muß ich nicht mehr
können wollen
und auch nicht
wollen können.
Alles darf sein
wie es ist.


Jorge D.R.


Inspiriert durch einen Beitrag bei Quersatzein.

Freitag, 2. September 2011

Erläuterung

Wenn Lyrik gut ist, spricht sie für sich und muss nicht groß interpretiert werden. Zu dem Gedicht "die hilfe" möchte ich

Donnerstag, 1. September 2011

die hilfe

( London, August 2011 )

er lag allein in der ecke
vom schmerz gekrümmt
seine mütze neben ihm

es war heiß in der stadt
die sirene hörte nicht auf
gas kroch unter die autos

sie waren so alt wie er
sie kamen zu dritt und
halfen ihm auf die beine

einer nahm ihm das handy
der andere schlug ihn
der dritte hielt die kamera

Jorge D.R.

Mittwoch, 10. August 2011

Der etwas andere Reisebericht

 Isabella Kramer: weites land III


Weites Land
(Notizen zu einem Bild)

Donnerstag, 4. August 2011

Raumwelten

Noch weiß ich nicht,
warum ich so traurig bin.
Noch weiß ich nicht,
was ich dir sagen soll.

Früh am Abend
kommt heute die Nacht.
Tornadowarnung im Radio.
Dicker Hagel knallt
gegen die Scheiben.

Auf meinem Bildschirm
Raumwelten.
Weiß auf Blau.
Brot und Wein
auf dem Tisch.
Im Rythmus der Blitze
versuche ich zu erkennen.

Du sitzt auf dem Sofa und liest
aus "Oma, schreit der Frieder".
So schön dein Gesicht
in den großen Augen der Kinder.

Ich bin müde,
nehme deine Worte,
auch die anderen,
schreibe sie um,
und aus dem Blau
kommt ein Gedicht.

Immer noch weiß ich nicht,
warum ich so traurig bin.
Immer noch weiß ich nicht,
was ich dir sagen soll.


Jorge D.R.

Mittwoch, 27. Juli 2011

Der neue Job - ein Erfahrungsbericht

Es ist ja allgemein bekannt, dass Rentner manchmal auf ihre alten Tage hin noch was studieren. Am liebsten was mit "ogie" oder "ophie". Die Renner sind dabei Psychologie und Philosophie. Von Hermann Hesse habe ich gelernt, dass man gegen den Strom schwimmen muss, wenn man zur Quelle will. Dorthin muss sowieso jeder wieder zurück, sagte ich mir. Da blieb nur noch zu überlegen, wie man aus dem Einheitsbrei herausragen könnte.  Ist ja bekanntermaßen nicht einfach, auch wenn man nicht gerade der Kleinste ist.

Sonntag, 24. Juli 2011

Zum Geburtstag



In mir

In mir
ist diese andere Welt
diese andere Wirklichkeit
in mir bist du

In mir die Unruhe
die weder Alter
noch Vernunft
besiegen kann

In mir die
ewige Suche
nach dem Wunder -
in mir dieses Bild

Gerhard Rombach
[aus:  In mir - Geest Verlag]

Herzliche Glückwünsche zum runden Geburtstag, lieber Gerhard!



Samstag, 11. Juni 2011

Die Begegnung

It's not the load that breaks you down,
it's the way you carry it.

                     Lena Horne

( Wenn du mehr von dieser Frau wissen willst, klick hier. )

( Unter dem obigen Titel werde ich euch auch in Zukunft in loser Folge ein wenig von Menschen erzählen, auf die ich in der Literatur, der Musik, der Malerei, der Fotografie, beim Reisen, in den Weiten des Netzes oder im wirklichen Leben gestoßen bin. )

Sonntag, 22. Mai 2011

Ein Versprechen

für E.


Meereswind im Haar
wirst du den Horizont weiten
und mit den Wolken Kurs halten.

Meeresgeruch in der Nase
wirst du das Salz schmecken
und neue Melodien finden.

Meeresblau in den Augen
wirst du dich satt trinken
und andere Farben malen.

Meeresrauschen im Ohr
wirst du ein Echo hören
und verzauberte Worte lernen.

Meereslicht auf der Haut
wirst du die Sonne spüren
und wieder Teil des Lebens sein.


Jorge D.R.

Donnerstag, 19. Mai 2011

(K)ein Abschied

Auf der Terasse zu Hause, beim Lesen leichter Lektüre
-genauer- beim Lesen eines Thrillers von Robert Harris fiel die Erkenntnis auf mich wie der Hammer auf den Amboss:
"Der meint auch Dich!"

Mittwoch, 11. Mai 2011

Ein wenig eitel ...

könnte man es vielleicht schon nennen, aber ich wollte Euch diesen Link nicht vorenthalten:  klick

Einen lieben Gruß
an Euch alle

Jorge D.R.

Sonntag, 13. März 2011

Eine lange Zeit schon

habt ihr hier nichts neues gelesen. In der Zwischenzeit haben mich sogar schon besorgte Anfragen erreicht, ob es mir gut ginge. Ja, es geht mir gut. Aber was die Lyrik betrifft, befinde ich mich in einer 'kreativen Tieflage'. Manchmal setze ich mich an den Computer, öffne den Editor, schreibe ein paar Worte - und betätige sofort die Löschtaste. Und manchmal wandere ich zu der großen Eiche, hole mein altes Butterbrotpapier hervor und fange an, darauf herum zu krakeln. Das Produkt sieht dann immer sehr surrealistisch aus. Kreativ ist es nicht.

Ich denke zwar, dass sich das auch wieder ändern wird. Aber weil das im Moment alles nicht sehr erbaulich ist, stöbere ich zwar so ab und an noch durch ein paar Blogs, die mir am Herzen liegen, beschäftige mich aber ansonsten mit einer neuen Sache. Womit - das wird (noch) nicht verraten. ;-) Ihr werdet davon erfahren. ;-)

So als kleines 'Winkewinke' zum Abschied habe ich nochmals ein paar Zeilen hier reingestellt.

Danke an alle, die trotz der langen Pause immer noch und immer wieder hier vorbei schauen!

Grüße von einem,
der weiß, was Weite
bedeutet und wo
die Nähe wohnt ...


Wellen

Das Auf und Ab in der Zeit.
Die Dualität des Lebens.
Das ist meine Erfahrung.

Die starken Momente
bleiben für immer.
Auch das weiß ich.


                     Jorge D.R.

Montag, 31. Januar 2011

Ein Traum wie ein Leben

Das Video zum Buch

Eine kleine Einstimmung auf's Buch gibt's hier.

Mittwoch, 19. Januar 2011

wie im himmel

kann springen
von wolke
zu wolke

kann fliegen
von wort
zu wort

kann tanzen
von traum
zu traum

kann gleiten
von welle
zu welle

kann warten
von morgen
zu morgen

kann reisen
ohne koffer
offen die zeit

kann fühlen
geborgen
aber frei


Jorge D.R.

Samstag, 8. Januar 2011

There is hope

Nachfolgend eine kleine Abhandlung über den Tod. Es handelt sich um den Ausschnitt aus einem Dialog zwischen Opa (O) und vierjährigem Enkelsohn Ro (R), den der Kleine aus dem Nichts heraus während des gemeinsamen Spielens begonnen hatte.

R: 'Opa und Ro are friends, right Opa?'
O: 'Right.'
3 minutes of silence.

R: 'Old people gonna die, right Opa?'
O: 'Right.'
2 minutes of silence.

R: 'I don't want you to die!'
O: 'That's nice of you.'
1 minute of silence.

R: 'You won't die.'
O: 'Thank goodness.'

Jorge D.R.

Dienstag, 4. Januar 2011

worte

immer kommen die gleichen worte
machen sich breit und wichtig
ich sollte sie über den rand kippen
damit neues entstehen kann
oder sie derart durcheinander wirbeln
dass sie ihre bedeutung verlieren
sie an die enten zu verfüttern
kann ich mir nicht leisten
dazu sind es zu wenige
vielleicht bin ich auch nur
zu geizig oder zu humorlos
hinter jeder tür ein wort verstecken
das wär doch mal ein neues spiel
stattdessen sitze ich auf der steinbank
und zähle immer die gleichen fenster

Jorge D.R.