Diesmal beginne ich mein ( kurzes ) Gedicht mit einer Standort- und Situationsbeschreibung. Warum? - Weil mein Können nicht ausreicht, um die Gefühle in eine verständliche, lyrische Form zu gießen. Vielleicht versteht ihr meine Zeilen nach diesem Vorspann ein klein wenig besser.
Ich bin in Iquique, im Norden Chiles, am Rande der Atacama Wüste. 20.28 Grad südlicher Breite, 70.12 Grad westlicher Länge. Ich sitze hier im Freien neben dem Flugfeld einer Paragleiterschule, wo wir mit unserem Auto campieren dürfen. Vor mir 180 Grad freie Sicht auf den Pazifik. Die Nacht kommt plötzlich in diesen Breiten. Der blutrote Feuerball ist vor ein paar Minuten im Wasser versunken. Der letzte Paragleiter ist gelandet. Soeben gehen bei den beiden Fischkuttern draußen am Horizont die Positionslichter an. Die Möwen vorne auf den Klippen geben langsam Ruhe.
Die Kerze neben meinem Monitor hat sich beruhigt, denn der Wind hat sich gelegt. Die Große Sanddüne hinter mir zeichnet einen bizarren Scherenschnitt in den entstehenden Sternenhimmel.
Jetzt über Glück grübeln? Über Heimat reden?
Nein, das will ich nicht. Ich öffne auf meinem Notebook ein neues Fenster, stelle auf Vollbild. Das Weiß blendet wie ein großes, leeres Blatt Papier. Darauf schreibe ich mein ( kurzes ) Gedicht für euch.
ein voller himmel
als alle worte zurückkamen
waren die tränen
erstarrt in lapislazuli
denn die hoffnung ist blau
Jorge D.R.
lieber jorge,
AntwortenLöschenein wunderschönes gedicht und ich kann es fast als antwortgedicht (ein so hoffnungsvolles auf "mein leeres blatt papier")lesen.
deine zeilen umhüllen und wärmen!
alles liebe für dich
gabriele
Gänsehautzeilen !
AntwortenLöschenund danke für deine Impressionen eures Standortes: als ob ich neben euch stehen könnte
lieben Gruß
Uta
Lieber Jorge,
AntwortenLöschendies zählt zu den schönsten Gedichten, die ich in letzter Zeit las. Es ist so, als ob ich neben dir säße und diese Worte mit dir teilte.
Ganz nah.
Gerti
Jörg, du Lieber,
AntwortenLöschenich könnt heulen, so berühren deine Worte...
Danke dafür!
Ist dir dort, in weiter Ferne
nach Advent zumute?
Dir eine feine Zeit
von Herzen
Rachel
bei deinen zeilen wird man (wurde ich) ganz ruhig ...
AntwortenLöschendanke dafür!
lg lintschi
Das ist schon eine ganz andere Stimmung als die in dem Ort, wo es so voll war wegen der Festlichkeiten. ;-)
AntwortenLöschenKurzlyrik vom Feinsten, lieber Jorge D.R.!
Mit dem Lapislazuli liegst du ja nicht schlecht in Chile, lese ich.
Der Fundort ist Ovalle, gut 1000km südlich, von Iquique, sagt die Karte.
80 km westlich von Ovalle liegt der Nationalpark Bosque de Fray JORGE.. ;-)
..grüßt Monika herzlich
oh, lieber jorge, das ist ein kleines ganz wunderfeines, wunder_volles.
AntwortenLöschensehr wohl kann es für sich stehen, aber mit den vorangestellten zeilen wird es in einen besonderen, stimmungsvollen kontext gesetzt.
hab dank für die zuversicht, die so klar aus deiner "miniatur" zu spüren ist!
alles gute für dich, mit lieben grüßen,
diana
die kurzen Gedichte geben den Raum frei.
AntwortenLöschenwundervoll!
Gruß
Barbara