Donnerstag, 16. September 2010

wahrscheinlich

können manche dinge
nicht mit worten
eingefangen werden
im moment bleibt uns
das festhalten an
bildern von chagall
das eintauchen in
melodien von mendelssohn
das träumen von
einem gewölbten himmel

zwischen wintern richten wir uns ein
sehen den silbermond wanken
von whiteouts erblindet erkennen wir
dass auch eine landschaft nicht verlässlich ist
wenn graupelschauer auf die seele prasseln
schützen wir die glut mit der asche alter feuer
um die wärme zu bewahren für sonnige zeiten
fühlen uns verloren im reich des vergessens
erreichen das land der sehnsucht nicht
weil das nachdenken so weh tut

eines tages aber wird der wind drehen
atem voller leben mit wucht zurückkehren
aus der blässe der resignation neue feuer züngeln
ein großer blauer himmel wird uns sagen
was für einen sinn das gestern hatte
das schweigen werden wir verlassen
denn dort wohnt es sich nicht gut
aus der wirklichkeit eine erzählung machen
mit stimmlosen worten verborgene liedern singen
bis dahin lass uns leben

Jorge D.R.

6 Kommentare:

  1. Das ist ein sehr trauriger und zugleich sehr hoffnungsvoller Text. Möge sich das Blatt immer wieder zum Freudig-Schönen wenden wie im Text. - Wie bei Tag und Nacht, Ebbe und Flut, Weinen und Lachen...

    Liebe Grüsse,
    Briitte

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  2. ja, leben wir!

    wunderbare worte, danke, lieber jorge!

    hab eben einiges er - "lebtes" von mir eingestellt ;)

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  3. chagall bringt seine Kraft zu uns,
    seine Farben atmen Liebe und Erde.
    Der Silbermond wankt, spuckt aber
    einen Silberdrachen aus:

    Dicker, fetter Silberdrache,
    ich seh dich an und lächle, lache,
    rings um dich nur Wohlgefühl
    und Hochgenuß,
    mit Angst und Zagen ist jetzt Schluß.

    Du schmunzelst, nickst
    und blickst mich an
    mit blanken, wachen, guten Augen,
    die mir die letzten Zweifel rauben.

    Du bist die Güte, bist das Hoffen.
    Du watschelst, stapfst, es dröhnt der Boden.
    Dein Silberkörper, dick und schwer
    gibt von sich selbst nur Gutes her.

    Kleine, feine, zarte Federn,
    erwartungsvoll und aufgeregt
    sitzen auf den Flügelspitzen,
    die an deinem Leibe sitzen.

    Du flatterst mit den Flügelchen,
    übst einen klitzekleinen Hüpfer,
    bewegst dich vor und auch zurück,
    das war´s dann schon, es gibt kein Stück.

    Du wolltest zu den Wolken fliegen
    und dort die Wolkenkinder wiegen?
    Du hättest sie zu leicht gefunden,
    zu wattig weich, gefüllt mit Nichts.

    Du bist mein Märchen, Silberbärchen,
    mein Freudenpolster gegen Schmerz.
    Du summst und brummst, du lächelst selig.

    Fleißig übst du Feuerspucken -
    Du hustest, würgst und überlegst,
    ob du das musst – du kriegst schon Frust.

    Silberdrache, jetzt nicht weinen,
    sieh doch nur, was dir gelungen:
    Freudenwölkchen, lilagrün!
    Sie hüpfen, kitzeln, lieben dich,
    du bist ihr Schöpfer, freue dich.

    Wenn der Wind dreht und das Leben voller Wucht zurückkommt, werde ich mich warm anziehen müssen, debnn ich werde Schutz brauchen.

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  4. Nein, wahrscheinlich können manche Dinge nicht mit Worten eingefangen werden, lieber J. Dann bedarf es vielleicht der Bilder, der Musik, der Natur oder einfach nur des Schweigens und ganz bei sich sein.

    Ja, erst später wird sich zeigen, welchen Sinn hinter all den Wechseln zwischen Hell und Dunkel verborgen war, in dem Gestern steckte (schön formuliert!)

    Jeder Faser deines berührenden Gedichtes stimme ich zu, lieber J. Es gibt NUR (!) einen Widerspruch: Du schreibst in der letzten Zeile: Bis dahin lass uns leben. Auch DANN lass uns leben! Und auch DANN wird das Leben wieder voller Schattierungen sein, dessen bin ich mir gewiss.

    Liebe Grüße aus Berlin.

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  5. Sehr berührende Worte.
    Das Blatt wendet sich oft ohne unser Zutun.

    Lieb Grüße
    Barbara

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  6. Manchmal sind wir sprachlos, doch niemals ausdruckslos, mein lieber Jorge D.R.!

    Nachdenken, das weh tut, ja das kenne ich wohl sehr gut!!
    Auf die Antwort eines Sinnes dessen, bin ich wahrlich gespannt!

    ..grüßt dich Monika herzlich

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