Samstag, 28. November 2009

Alter

Leer das alte Gartenhaus.
Im Teich keine Bilder mehr.
Die rostige Laterne flackert.
Das Schild am Tor unlesbar.

Der Novemberwind scheucht
auch dieses Jahr hinweg,
ins Reich des Vergessens,
wo es kein Zurück mehr gibt.

Tief drinnen war er ein Wanderer
beharrlich und ohne Angst.
Warum nur nahm er immer
den langen Weg nach nirgendwo?

Grüble nicht darüber nach.
Er braucht keine Wegweiser mehr.
In seiner Welt ohne Horizonte
wird immer Frühling sein.

Höre auf die Geräusche der
umgeschlagenen Kalenderblätter
und öffne die Tür, wenn er klopft
denn du hast ihn geliebt.

Jorge D.R.

Donnerstag, 26. November 2009

Ein warmes Haus

Lichtmeilen entlang bin ich gelaufen
ohne deine Augen zu sehen.
Habe auf deinen Mund geschaut
aber die Worte fielen in Einsamkeit.
Habe mit Schatten gekämpft
weil die Leere nicht zu ertragen war.
In Wüsten habe ich gesucht
was ich nicht finden konnte.
Wann immer ich dich berührte
dein Körper war kein zu Hause.


Ohne Maske bist du jetzt
federleicht vor Schönheit.
Mit deinen Blicken
zauberst du Fenster
in meine Luftschlösser.
In den Keller meines Herzens
fällt endlich Licht.
Und an deiner Hände Sprache
erkenne ich voller Glück
deine Haut ist bewohnt.

Jorge D.R.

Dienstag, 24. November 2009

Rückblick

Der alte Kerl werden sie sagen,
Wie soll der von
Liebe schreiben können
Mit seinen verstaubten Ansichten
Und seiner blöden Sehnsucht

Jung muss man sein
Die Stunde genießen
Sich nehmen was nicht
Freiwillig zu haben ist
Fallen lassen wie Schmutz
Was einem gegeben war

Der alte Kerl sieht zurück
Auf sein Leben und seine Liebe,
Streicht ihr über das weiße Haar
Und da ist nichts was er
Zu bereuen hätte



Dieses Gedicht ist aus Gerhards Blog. Ich möchte dasselbe sagen, finde aber keine besseren Worte.
Vielen Dank für die Erlaubnis, lieber Gerhard.


Jorge D.R.

Sonntag, 22. November 2009

Das schwierigste Kunststück:
die Liebe zu finden.

Das Alter ist ein grausamer Dieb. Gerade wenn man das Leben halbwegs begreift, holt es einen von den Beinen und beugt einem den Rücken.

So sagt es Jacob in dem Buch "Wasser für Elefanten" von "Sara Gruen", erschienen im August 2009 im Rowohlt Taschenbuch Verlag.



Klappentext: Amerika 1931, die Wirtschaftskrise hat das Land fest im Griff. Da kann der junge Tierarzt Jacob Jankowski von Glück reden, als ihm ein Job beim Zirkus angeboten wird. Auch wenn es ein sehr bescheidener Zirkus ist: Nicht einmal einen Elefanten gibt es. Dafür eine wunderschöne Kunstreiterin. Doch Marlena ist verheiratet mit dem wahnsinnigen Dompteur. Irgendwann findet sich doch eine, wenn auch sehr eigensinnige Elefantendame. Keiner kann mit Rosie umgehen - bis Jacob ihr Geheimnis enthüllt. Und als sich gerade alles zum Guten zu wenden scheint, nimmt eine Tragödie ihren Lauf ...



Mir ist klar, dass ich euch schon viel von kanadischen Frauen vorgeschwärmt habe. Richtig - Sara Gruen ist Kanadierin. Und sie schreibt so einfühlsam, so fesselnd. Eine wunderbare Liebesgeschichte.
"Ein starkes Buch, voll schwarzem Humor, Leidenschaft, Rebellion - und Hoffnung" (Brigitte)

Jorge D.R.

Und damit ihr nicht denkt, ich schwärme nur für Kanadierinnen, hier von einer sehr professionellen Deutschen noch ein Beitrag, der irgendwie zu dem Buch passt.

Mittwoch, 18. November 2009

Von Gestern nach Morgen

Leise läuft das Leben
am Rande aller Dimensionen.
Zeit ist Veränderung.
Gäbe es keine Veränderung,
gäbe es keine Zeit.

Träge bastelt der Alltag
an den Grundkonstanten des Lebens.
Unmerklich weben die Jahre
jenes mythische Garn,
aus dem gute Geschichten sind.

Das Prinzip Hoffnung
kann mir keiner nehmen.
Und wer glaubt,
Hoffnung sei nicht viel,
der hat noch nie hoffen müssen.

Jorge D.R.

Dienstag, 17. November 2009

Danke

Zunächst möchte ich mich bei euch allen ganz herzlich für die netten Kommentare bedanken, die ihr bei meinem Post Kanada unter 'Lied der Liebe' geschrieben habt. Das hat mich sehr gefreut.

Und dass ich beim Projekt von Donna (an dem ich zum ersten Mal teilgenommen habe) eine so gute Resonanz auf meine kleine Geschichte erhalte, hätte ich mir nicht träumen lassen. Beinah hätte ich ja aus Nachlässigkeit den Termin verpasst. Um so größer ist meine Freude jetzt und die Motivation natürlich auch.

Samstag, 14. November 2009

Eine Geschichte aus Kanada

Mit dieser Geschichte nehme ich am Schreibprojekt von Donna teil. Bei der Überschrift hatte ich ein Problem. Ich konnte mich zwischen drei Varianten nicht entscheiden. Vorschläge werden entgegengenommen. :-)

Generationskonflikt
oder
Weiblich Übermacht
oder
Von der Mühsal Opa zu sein

Kalte Novemberluft schlug ihr entgegen, als sie kurz das Fenster öffnete. Es war eigentlich viel zu warm in diesem kleinen Haus. An diesem frühen Winterabend. Irgendwo in der Provinz Alberta. Im Westen von Kanada. Kurz vor den gewaltigen Rocky Mountains. Die Sonne geht hier früh unter um diese Jahreszeit. Aber dafür funkeln die Sterne um so heller. Von draußen ist kein Laut zu hören. Über dem Schnee ist Schweigen. In der kleinen Küche aber geht es geschäftig zu. Die Ehefrau, die Tochter und die kleine Enkeltochter backen Weihnachtsplätzchen. Es duftet verführerisch im ganzen Haus. Opa fragt: "Darf ich mal probieren? Irgendjemand muss die Dinger ja testen!" Die Tochter kurz, aber bestimmt: "Ja, ja, nix probieren. Nix testen." Da Opa noch zwei Schritte weiter hinein in die Küche macht, schnauzt die Siebenjährige ( auch sehr bestimmt und noch kürzer! ): "Opa!!!" Der Umstand, dass die holde Gattin schweigt, ermuntert ihn zu einem zweiten Versuch. Als Ingenieur versucht er rational und wissenschaftlich zu argumentieren. In ruhigem, sachlichen Ton sagt er: "Aber am Ende der Produktionskette steht immer der Test. Er dient der Qualitätssicherung." Und nun mischt sich die Gattin ein und versetzt Opas Hoffnungen den Todesstoß. Mit einer Stimme so süß wie der Duft in dieser Küche entgegnet sie: "Hier geht es nicht um Qualitätssicherung, sondern um Bestandssicherung!"

So - und nun liebe Leute dürft ihr raten, von wem Opa doch noch eine Plätzchen bekommen hat.


Jorge D.R.

Dienstag, 10. November 2009

Kanada

Kanada ist ein wunderbares Land.
Nirgendwo ist die Erde so groß,
nirgendwo das Firmament so weit.
Das Blau ist tief und ohne Horizont.
Im Winter Schnee und glitzerndes Eis.
Im Sommer grüner Klee und roter Mohn.
In diesem Land halten die Berge den Himmel,
und das Polarlicht leuchtet dir heim.




Aus Kanada kommen außergewöhnliche Frauen:
Sarah McLachlan, Loreena McKennitt, Celine Dion,
um nur ein paar zu nennen.
Die außergewöhnlichste aber heißt Marjorie.
All meine Sicherheit kommt von ihr.
Für sie ist dieses Lied.


Lied der Liebe

Weil meine Gedanken nicht in Worte passen,
habe ich Muscheln und Perlen und Kreide gesammelt
deine Schönheit zu malen.

An den Himmel will ich dich malen,
die Möwen werden mir helfen.
In den Sand will ich dich malen,
der Spur dieser kleinen Eidechse werde ich folgen.
Auf feinstes Pergament will ich dich malen,
und mein Glück wird die Feder führen.

Deine Haare,
die aus der Sonne fließen
mit dem herben Duft der Blüten,
wo meine Träume sich bergen,
sind schön.

Dein Lachen - hörst du -
Dein Lachen,
das der Nacht die Sterne schenkt,
das mein Herz verzaubert
wie eine endlose Melodie,
ist schön.

Deine Augen,
wie Morgensonnenschimmer
wie schlankes Geschmeide,
das aus Kelchen fließt,
sind schön.

Du bist schön.
Schön bist du.

Jorge D.R.

Dieses Lied ist immer noch nicht schön genug.
Aber besser kann ich es nicht.
Und deshalb habe ich Celine gebeten,
noch ein Lied zu singen ...

Freitag, 6. November 2009

Vielleicht

Es war an einem anderen Tag,
als Zauber über deine Seele kam.
Fortan hatten die Melodien in dir
einen ganz besonderen Klang.

Er kam aus der Wüste
und besetzte deine Zellen.
Er nahm dich bei der Hand
und zeigte dir die Sterne.

Die Farben waren dir fremd,
aber du konntest den Himmel malen.
Orchideenduft füllte deine Sinne,
und du hattest keine Angst mehr.

Mit Worten hast du Leben gefangen,
aus Musik hast du Hoffnung gemacht.
Sein Puls tanzte gegen dein Herz,
das Glück war nur ein Flüstern entfernt.

Du wirst ihn nicht vergessen,
denn er ist anders als all die anderen.
Und vielleicht kommt ja
ein ganz neuer Tag.

Jorge D.R.


Mittwoch, 4. November 2009

Neuanfang

Morgenrot
brandet gegen das Herz
nähert sich aus der Ferne
spült Lebenslust in die Sinne
Tagesbeginn

Jorge D.R.

Dienstag, 3. November 2009

Kreativ Award

für Jorge D.R. ?!?
Die erste Stimme flüstert: 'Das ist ein Irrtum!'
Dann die zweite Stimme: 'Von Orden und irgendwelchen Auszeichnungen hast du doch noch nie was gehalten!'
Erst die dritte Stimme sagt Ermutigendes: 'Das ist wirklich für dich!'
Und dann von der nächsten Stimme schon wieder ein Querschuss: 'Hast du denn das auch verdient, Jorge D.R.?'
Aber Claire ist offensichtlich der Meinung, dass ich dieses Ordens würdig bin. Sie hat mir nämlich diesen Kreativ-Award verliehen. Wenn man von einer kompetenten Person gelobt wird, dann sind Freude und Stolz gewaltig. Und an die Hintertür klopft die Beschämung und erinnert daran, bescheiden zu bleiben ...
Danke Claire!

Mit dem Award sind ein paar Regeln verknüpft, an die ich mich halten will.

1. Bedanke dich bei der Person, die ihn dir verliehen hat.
Das habe ich bereits in einem Kommentar auf Claire's Blog und oben getan.

2. Kopiere das Logo und platziere es in deinem Blog.
Hier ist es:


3. Verlinke die Person, von der du ihn bekommen hast.
Ist schon lange der Fall.

4. Nenne sieben Dinge über dich, die anderen noch nicht bekannt sind.
1) Was ich am liebsten tue:
An Orte reisen, wo eigentlich keiner hingeht.
2) Was ich ( inzwischen ) am zweitliebsten tue:
Gedichte lesen ( und schreiben )
3) Was ich gerne mache:
Mit jungen Menschen diskutieren.
4) Was ich hege und pflege:
Meinen Toyota Landcruiser HZJ 105
5) Was mir peinlich war:
In meinem neuen Anzug stand ich als Referent vor 200 Leuten - an den Füßen meine alten Birkenstocksandalen!
6) Wo ich ungeduldig werde:
Inkompetenz gemischt mit Einbildung.
7) Was ich versuche:
Mit mir und meinen Mitmenschen Geduld haben.

5. Nominiere sieben 'Kreativ Bloggers'.
Als 'lyrischer Anfänger' habe ich da echt meine Mühe. Aber hier meine Auswahl (Reihenfolge ohne Wertung):

1) Donna
Wenn ich meinen Frühstückskaffee trinke, muss ich inzwischen bei Dona vorbeischauen.

2) QUERSATZEIN
Mit Querdenken muss man auf dieser Seite immer rechnen. Eine belesene, kompetente Frau.

3) Sterntalerchen
Ein Blog, in dem sich alles die Waage hält: Freude, Trauer, Lebenslust, Nachdenklichkeit.

4) Syntaxia
Genaue Naturbetrachtungen, oft sehr schön verfremdet.

5) Wortgarage
Ein sprachgewaltiger Mann und eine Seite, auf der Fremdes und Eigenes, Musik und Bilder ein harmonisches Ganzes bilden.

6) Wunderlandreise
Eine sprachgewandte Frau mit einer großen Bandbreite.

7) Gerhards Blog
Meine 'Neuentdeckung', wo ich in den letzten Tagen viel 'gestöbert' habe.

6. Verlinke diese Blogger mit dir.
Bereits geschehen.

7. Benachrichtige diese sieben durch einen Kommentar.
Wird gleich gemacht.

Sonntag, 1. November 2009

Allein unterm Mond

Es ist leer im Haus.
Stetig tropft der Schmerz
von Decke und Wänden.

Das Laub ist gefallen.
Vergeblich rüttelt die Liebe
an Fenstern und Türen.

Zweige neigen sich in Trauer.
Müde legt sich die Hoffnung
auf die kalte Ofenbank.

Kein Grün mehr im Garten.
Ängstlich fliehen Worte
aus Raum und Zeit.

Frost überzieht das Land.
Ich sitze allein unterm Mond
und sammle Einsamkeit.

Jorge D.R.