Freitag, 22. Januar 2010

Der erste Schnee

Ich schreibe dir.
Auch ohne dich
ist das Herbstlaub bunt
und der Himmel blau.
Vögel höre ich singen
und Kinder lachen,
auch ohne dich.

Doch wenn die Kälte kommt,
werden die Menschen stumm.
Meiner Trauer ziehe ich
einen Mantel an,
denn der Nordwind
zerfetzt meine Gedanken.

Mit den weißen Flocken
kommt die Stille.
Ohne Sprache bin ich
und ohne eine Spur,
der ich folgen kann.
Und ohne dich.

Doch wenn die Sonne wieder aufgeht,
sehe ich dein Gesicht über dem Eis.
Und immer wenn der Schnee
dein Lächeln verwischt,
male ich unsere Namen auf ihn
und mitten ins Herz.
Gegen das Vergessen.

Jorge D.R.

Hier könnt ihr das Gedicht hören:

12 Kommentare:

  1. Schön! Und schön, wenn man etwas gegen das Vergessen tun will.

    Liebe Grüße
    Helmut

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  2. Mitten ins Herz - gegen das Vergessen...

    Da ist dir wieder eine ausdrucksstarke Liebeserklärung gelungen.

    Schön, dass du wieder in Germany bist! Welcome back!

    LG - Donna

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  3. habe diesen Text immer und immer wieder gelesen, jede Zeile davon gefällt mir und gibt so viele Antworten auf so viele Fragen ... LG Ursa

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  4. Ein feiner Tipp gegen das Vergessen! :-)

    Berührende Zeilen, lieber Jorge D.R.!
    ..grüßt dich syntaxia

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  5. Schön, sehr schöne Worte. Etwas nachdenklich geworden.

    Gegen das Vergessen ... sollte man was gegen das Vergessen tun? ist vergessen nicht manchmal ein Segen?

    Wünsch dir eine gute Nacht und ein schönes Wochenende
    Liebe Grüsse
    Brigitte

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  6. Ja, man soll sich der Liebe immer wieder vergewissern. Das hilft gegen jede Art der Kälte.

    Gruss, Brigitte

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  7. In diesem Gedicht gelingt es dir berührend, das menschliche Gefühl mit dem Naturgeschehen zu verbinden und die Jahreszeiten damit als Gleichnis für die eigenen (steten) Wechselbäder der Emotionen zu nutzen bzw. sich ihrer bewusst zu werden.

    Willkommen zurück!

    Herlichst, E.

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  8. Ich lese immer wieder hier und begeistere mich für Deinen Stil.
    Das Gedicht spricht mich sehr an.

    Ohne An-teil-nahme vergessen wir. Dann müssen wir den Namen in den kalten Schnee scheiben, um die Erinnerung wach zu halten.
    Liebe Grüße
    Barbara

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  9. Worte und Namen sind gute Begleiter gegen das Vergessen ... und die Sehnsucht ist nicht immer ein Trost.
    Ich wünsche Dir gute Tage und grüsse Dich herzlichst.
    Hermann Josef

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  10. Dieses Gedicht hat mich sehr berührt...Es ist wunderschön.
    Monré

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  11. lieber Jorge
    heute habe ich Zeit gefunden dein neues Gedicht zu lesen....
    Es berührt mich ganz tief in der Seele...und ich musste verstohlen eine glitzernde Träne von meinen Wangen wischen....
    ************************************************

    gerne gelesen...mir fehlen im Augenblick die Worte

    Sterntalerchen

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  12. grenzenloswortlos ....gefällt mir unglaublich gut die vertonte Version .. Ursa

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