Mittwoch, 9. November 2011

Augenblicke in Amerika

Muffins
Die Route 66 war lange Jahre die wichtigste
 Transkontinentalverbindung Nordamerikas. Heute sind die Reste von ihr ein romantisch verklärter Mythos, dessen Bann auch wir uns nicht ganz entziehen konnten. Ja, ja - wir wissen - ein Motorrad würde sich besser neben dem Schild machen als unser Landcruiser ;-)

Der Grund, dass ich euch dieses Bild zeige, sind die Bleche mit den vielen Löchern an der Seite. Wenn ich in Sand oder Schlamm stecken bleibe, lege ich die unter die Räder, um das Auto wieder flott zu bekommen. In Europa bleiben die Dinger zu Hause und sie auf den nordamerikanischen Interstates spazieren zu fahren, ist mir natürlich auch nicht gerade angenehm. Aber wir wollen ja noch in andere Teile der Welt. Also kurz gesagt: Ich bin in dieser Sache ein wenig empfindlich.

Da sitzen wir nun ausnahmsweise auf einem großen RV-Park (was wir selten tun) vor Jörgs geliebtem Baby beim Abendessen. Die letzten Sonnenstrahlen wärmen uns. Kommt doch da so ein riesiges Recreational Vehicle, kurz RV, genannt, größer als ein deutscher Linienbus. Noch ein fast ebenso großer Anhänger hintendran. Er stellt sich direkt neben uns, nimmt uns die letzten Sonnenstrahlen weg. Ein vollschlanker Typ steigt aus und sagt: "You've got a nice rig there. What a lovely toy." Und weiter: "Where can I buy one?" Ich bin sprachlos. Der hält mein Auto für ein Spielzeug. Mein Blutdruck steigt. Normalerweise sind Amerikaner sehr höfliche Leute. Dieser Herr hier nicht. Der redet munter weiter. Meine Angetraute sagt kein Wort. Schließlich fragt der Typ nach den Sandblechen. Was das denn sei. Da mischt sich meine Frau ein und sagt: "Wenn wir viele sind, mach ich da drin die Muffins." Der Mann macht den Mund auf, murmelt irgendetwas unverständliches und zieht von dannen. Ich gebe meiner Liebsten einen Kuss. Unser Abendessen ist gerettet.

Jorge D.R.

Unter dem obigen Titel werde ich euch auch in Zukunft ein paar Geschichten erzählen. Randnotizen. Momentaufnahmen aus einem großartigen und zugleich widersprüchlichem Land. Nichts von großer Politik. Kleine Geschichten, aufgelesen vom Straßenrand oder im Starbucks Café. Sie passen nicht zusammen, sind so widersprüchlich wie das Land. Man ist versucht die falschen Schlüsse zu ziehen. Vielleicht sollte man gar keine mehr ziehen. Denn wenn man als Deutscher durch dieses Land reist, ist man immer wieder verblüfft oder beeindruckt, verstört oder begeistert.

5 Kommentare:

  1. Was für eine Schmunzelgeschichte! Und was für eine kluge Frau!

    Liebe Grüsse an euch beide,
    Brigitte

    AntwortenLöschen
  2. *lach* Deine Frau hat einen Humor, der bewundernswert (und bei Frauen durchaus nicht alltäglich) ist und den wir ja nicht das erste Mal entdecken durften. Jorge, du bist ein Glückspilz: Wegen der Begegnung mit der Route, der Bleche und ... vor allem deiner Liebsten.

    AntwortenLöschen
  3. :-) Tja, das war gekonnt!!
    Grüße sie lieb von mir!

    ...beglückwünscht dich Monika

    AntwortenLöschen